Reichlich Arbeit zwischen Trauungszeremonie und „Papierkram“.
Das Team des Meerbuscher Standesamtes ist wieder komplett – und deutlich verjüngt. Mit Valeska Frings, Christina Brielke und Wolfgang Wasch sind gleich drei Standesbeamte neu hinzugekommen. Simone Köstermenke und Daniela Prestrich – beide sind bereits seit sechs bzw. fünf Jahren im Amtsgebäude Am Alten Kirchweg in Büderich aktiv – freuen sich über die Verstärkung. Nach dem Abschied der erfahrenen Kollegen Helmut Pinkert und Gabriele Höfges hatte das dezimierte Team intensive Zeiten überbrücken müssen. Trauungen auswärtiger Paare fielen notgedrungen weg. Jetzt läuft wieder der Normalbetrieb.
Eine Vollzeit- und vier Teilzeit-Stellen für Standesbeamte sind längst dringend erforderlich, um das Arbeitsaufkommen zu bewältigen. Über 300 Paare geben sich im Schnitt pro Jahr in Meerbusch das Ja-Wort. „Wer meint, dass Trauungen den Löwenanteil unserer Arbeit ausmachen, liegt allerdings falsch“, stellt Daniela Prestrich klar. Wolfgang Wasch umreißt das Arbeitsspektrum des Standesamtes bildlich: „Wir begleiten den gesamten menschlichen Lebenszyklus – von der Wiege bis zur Bahre, also von der Geburts- bis zur Sterbeurkunde“, sagt er. Dem Team beschere dies kontinuierlich viel „Kundschaft“.
Damit nicht genug: Mit der zunehmenden Internationalisierung hat sich auch das Tagesgeschäft der Standesbeamten spürbar verändert. „Bei immer mehr Paaren, die zu uns kommen, ist zumindest ein Partner kein deutscher Staatsangehöriger“, so Daniela Prestrich. Die Folge: Der behördliche Aufwand, um eine „Eheschließung mit Auslandsbezug“ ordnungsgemäß nach Recht und Gesetz abzuwickeln, steigt sprunghaft. Die eigentliche Trauungszeremonie macht nur noch etwa 20 Prozent des Vorgangs aus. Rund 80 Prozent der Zeit gehen inzwischen für das Zusammentragen von fehlenden Urkunden, für Schriftverkehr mit ausländischen Behörden oder zur Klärung kniffliger Auslandsrechtsfragen drauf. Zudem sind alle vorgelegten Dokumente unbedingt auf Richtigkeit und Vollständigkeit zu prüfen – Übersetzungsprobleme inbegriffen. „Das Ja-Wort im Trauzimmer ist deshalb nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt Prestrich.
Christina Brielke machte das Meerbuscher Team vor einem Monat komplett. Ihr Eindruck von Meerbusch ist seitdem rundum positiv: „Hier geht es persönlicher zu als in großen Standesämtern“, sagt die 40-Jährige, die aus Düsseldorf auf die andere Rheinseite gewechselt ist. Ähnlich sieht das auch Valeska Frings. Die 35-jährige Mutter zweier Kinder war zuvor beim Arbeitsgericht in der Landeshauptstadt beschäftigt, entschloss sich aber dann, Standesbeamtin zu werden. „Der persönliche Kontakt zu Menschen war mir im Berufsleben immer wichtig – und der ist hier in Meerbusch überaus angenehm.“ Es sei halt ein Unterschied, ob jemand ins Amt komme, um seinen Arbeitgeber zu verklagen oder um seine Eheschließung anzumelden. „Unsere Kunden hier sind zwar oft aufgeregt, aber immer auch in positiver, vorfreudiger Stimmung“, sagt sie augenzwinkernd.
Das gilt im Übrigen auch für mehr oder minder prominente Menschen, die Meerbusch als Wohnort schätzen und gern auch hier heiraten möchten. Häufig vertreten: Internationale Stars der umliegenden Fußball-Bundesligisten. In solchen Fällen könnten die Parkmöglichkeiten rund um das denkmalgeschützte Amt am Alten Kirchweg leicht an ihre Grenzen stoßen. Generell ist das idyllische Meerbuscher Standesamt auch bei Brautleuten aus dem Umland beliebt – auch bei solchen, die in Nachbarstädten keinen Trautermin bekommen haben. „Wir müssen keine Werbung machen, die Nachfrage ist groß“, sagt Daniela Prestrich.
Mit Stirnrunzeln blickt das gesamte Team derweil auf den gerade veröffentlichten Gesetzesentwurf des Bundesjustizministeriums zur Modernisierung des Namensrechts. „Die dann auf uns zukommenden Namensänderungswünsche könnten zahlreich werden“, fürchtet Simone Köstermenke – reichlich Papierkram inklusive.