Das Thema ist schwierig, wird gern verharmlost oder gar totgeschwiegen. Tatsächlich aber nimmt Gewalt gegen Frauen vor allem im familiären Umfeld laut jüngster Statistik des Bundesinnenministeriums stetig weiter zu. „Der Trend zieht sich durch alle sozialen Schichten – und er macht auch vor den Meerbuscher Stadtgrenzen nicht halt“, sagt Claudia Müllejans, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. „Das gehört ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.“ Gemeinsam mit dem Soroptimist International Club Meerbusch startet sie während der internationalen „Orange Days gegen Gewalt an Frauen“ wieder lokale Aktionstage.
Am 30. November bauen die Meerbuscher Soroptimistinnen an gleich drei Standorten im Stadtgebiet Info-Stände auf: In der überdachten Passage zum Edeka-Markt an der Dorfstraße in Büderich, vor dem Edeka-Markt Nettersheim in Osterath und auf dem Marktplatz in Lank-Latum. Jeweils von 9 bis 13 Uhr können sich die Interessierte an den Ständen informieren und auch an der Mitmach-Aktion „Wir brechen das Schweigen“ teilnehmen. Bei dem Projekt des Bundesamtes für Familie kann man sich mit einem Aktionsschild fotografieren lassen und das Foto mit dem Hashtag #Schweigenbrechen in den Sozialen Medien posten. „Ziel ist es nicht nur, ein Zeichen der Solidarität zu setzen, sondern auch, die Nummer des Hilfetelefons 116 016 bekannter zu machen“, erklärt Soroptimistin Sandras Sperlinger. „Diese Nummer wurde 2023 zwölf Prozent öfter von Hilfesuchenden gewählt als im Vorjahr.“ Die Entwicklung spiegele sich auch in der Zahl der polizeilich registrierten Fälle von häuslicher Gewalt wider. Diese sei im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent gestiegen, in den vergangenen fünf Jahren sogar um annähernd 20 Prozent.
„Das Thema ‚Gewalt an Frauen‘ ist leider auch in Deutschland aktueller denn je“, erläutert Svea Kordt, Präsidentin des SI-Clubs Meerbusch. „Positiv ist, dass die Orange Days immer mehr an Bekanntheit gewinnen und es viele tolle Projekte gibt.“ In Meerbusch haben die Soroptimistinnen dabei mit der Stadtverwaltung einen solidarischen Partner an ihrer Seite. So sind am Rathaus wieder die bunten Aktionsflaggen gehisst, Claudia Müllejans wird an allen drei Info-Ständen präsent sein, als Ansprechpartnerinnen mit von der Partie sind auch Kolleginnen der Städtischen Beratungsstelle für Kinder, Eltern und Familien. Schülerinnen aus dem Feminismus-Kurs der Städtischen Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich sind ebenfalls wieder dabei. „Über den aktiven Nachwuchs freuen wir uns natürlich besonders“, so Svea Kordt. „Wenn wir eine Trend-Umkehr bei den Fallzahlen erreichen wollen, muss auch die nächste Generation das Thema Gewalt an Frauen in den Fokus nehmen.“
Schlusspunkt der Aktionstage ist der 10. Dezember, der Tag der Menschrechte.