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Kulturgut fürs historische Gedächtnis der Stadt erhalten

Neues „Conservation Kit“ hilft dem Stadtarchiv bei der Alltagsarbeit.

Anna Katharina Fahrenkamp (rechts), Papierrestauratorin bei der Archivberatungsstelle des LVR, zeigt Stadtarchivar Michael Regenbrecht und seiner Mitarbeiterin die Handhabung der Hilfsmittel.

Stadtarchivar Michael Regenbrecht und seine Mitarbeiterin Sandra Wilting können jetzt noch besser „Erste Hilfe“ leisten – und zwar an historischen Dokumenten. Der Grund: Das Meerbuscher Stadtarchiv ist ab sofort mit dem neuen „Conservation Kit“ des Archivberatungszentrums des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ausgerüstet. Der Koffer ist vollgepackt mit allen wesentlichen Materialien und Werkzeugen, die nötig sind, um Archivgut sachgerecht für die dauerhafte Aufbewahrung vorzubereiten. Verschmutzungen, Flecken, Risse oder Eselsohren in historischen Papieren können nun weitaus gezielter und erfolgreicher behandelt werden als bisher. Papierrestauratorin Anna Katharina Fahrenkamp vom LVR übergab das „Erste-Hilfe-Set“ jetzt im neuen Archivgebäude am Neusser Feldweg und führte die fachgerechte Handhabung der Utensilien vor. Ein E-Learning-Kurs und ein Handordner weist die Archivare zusätzlich in die tägliche Praxis ein.

„Häufig kommen alte Papiere, Karten, Fotos oder Urkunden schon verschmutzt, beschädigt oder von vielen Händen abgegriffen im Archiv an“, so Michael Regenbrecht. „Wenn sie wirklich dauerhaft für die Nachwelt erhalten bleiben sollen, müssen wir sehr vorsichtig eingreifen.“ Gearbeitet wird selbstverständlich mit Handschuhen und Ärmelschonern. Das Handwerkszeug dazu ist ebenso vielseitig wie praktisch: Mikrofasertücher, Pinsel, kleine Bürsten, Teflon-Falzmesser oder auch ein Mini-Bügeleisen helfen dabei, Schäden zu beseitigen oder zumindest einzudämmen. Risse in dünnem Papier können mit feinstem Klebstoff repariert werden, der durch die Wärme aus dem Bügeleisen aktiviert wird.

„Ein Schwämmchen aus Naturkautschuk vollbringt wahre Wunder, wenn es gilt, uralte Staubschichten ganz ohne Flüssigkeit wegzuwischen“, erklärt Anna Katharina Fahrenkamp. Wichtigste Regel dabei: „Nicht rubbeln, sondern immer behutsam von innen nach außen arbeiten.“ Ein unscheinbarer Teststift zeigt an, ob der pH-Wert des alten Papiers stimmt oder ob das historische Stück in die so genannte Entsäuerung muss. Diese aufwendige Prozedur ist meistens bei Akten erforderlich, deren Papier nach 1945 hergestellt wurde.

Eine zierliche Kneifzange aus dem „Conservation-Kit“ hilft dabei, Unterlagen von rostenden Heftklammern zu befreien – eine Sisyphosarbeit, die ansonsten meist Praktikanten im Stadtarchiv erledigen. „Bei Dokumenten, die aus Hochwassergebieten gerettet werden konnten, haben wir gesehen, wie schnell Fremdkörper das Papier beschädigen, ja unbrauchbar machen können“, so Fahrenkamp. „Büroklammern oder Tackernadeln rosten bei Feuchtigkeit innerhalb von zwei Tagen und hinterlassen üble Spuren.“

Auf Michael Regenbrecht und Sandra Wilting wartet nun viel Arbeit – über das Alltagsgeschäft hinaus. Das wiederum ist für beide kein Problem: „Wir erhalten wertvolles Kulturgut für das historische Gedächtnis unserer Stadt – nachhaltiger kann man kaum arbeiten“, so der Stadtarchivar.